Führung und innere Stabilität

27. Okt 2025

Führung und innere Stabilität
Sabine und Thomas sind beide Führungskräfte. Beide tragen Verantwortung, stehen unter Druck und wollen erfolgreich sein. Auf den ersten Blick ähneln sie sich – engagiert, ehrgeizig, leistungsorientiert. Doch wer sie im Arbeitsalltag beobachtet, erkennt schnell: Sie führen sehr unterschiedlich. Und das hat viel mit Selbstführung, innerer Stabilität und emotionaler Balance zu tun.

Zwei Führungsstile – zwei innere Welten 


Sabine spürt nach einer intensiven Arbeitswoche, dass sie müde ist. Sie gönnt sich bewusst Pausen, geht joggen oder spricht offen mit Kolleg:innen über Stress und Belastung. Auch wenn etwas schiefläuft, bleibt sie ruhig, lösungsorientiert und klar. Ihr Team erlebt sie als verlässlich, authentisch und menschlich. Sabine verkörpert das, was viele unter gesunder Führung verstehen: Sie kennt ihre Grenzen, bleibt reflektiert und handelt stimmig. 

Thomas hingegen wirkt nach außen wie der perfekte Leistungsträger: immer erreichbar, immer unter Strom, immer bereit, noch eine Schippe draufzulegen. Doch wenn der Druck steigt, greift er abends regelmäßig zu Alkohol, um „runterzukommen“. Mal ist er voller Energie, dann wieder gereizt oder abwesend. Sein Team spürt diese Stimmungsschwankungen deutlich – und fühlt sich zunehmend verunsichert. Thomas steht sinnbildlich für viele Führungskräfte in Stress- und Suchtdynamiken: nach außen stark, innerlich erschöpft. 

Was den Unterschied ausmacht 


Psychologisch betrachtet zeigt Sabine Merkmale einer integrierten Persönlichkeit.
Sie verfügt über ein stabiles Selbstbild und eine klare innere Haltung.
 
Sabine weiß, wer sie ist, was sie kann und was sie braucht. Diese innere Klarheit ermöglicht ihr, auch in Krisen authentisch zu bleiben und sich selbst zu regulieren. Sie kann sowohl ihre Stärken als auch ihre Schwächen akzeptieren – das macht sie resilient, glaubwürdig und emotional stabil.

Thomas dagegen wirkt innerlich zerrissen. Er hat keinen stabilen inneren Halt; sein Selbstbild schwankt je nach Situation und äußeren Erwartungen. Gefühle von Leere, Unsicherheit oder Überforderung hält er kaum aus. Statt sie zu reflektieren, versucht er, sie zu betäuben – durch Alkohol, exzessives Arbeiten oder digitale Ablenkung. Nach außen wirkt er stark, innerlich fühlt er sich jedoch leer und getrieben.

Warum Sabine und Thomas sich unterschiedlich entwickelt haben 

Dass Sabine stabil und Thomas innerlich zerrissen ist, ist kein Zufall. Ihre Unterschiede haben sich über Jahre hinweg entwickelt – durch Erfahrungen, Muster und Umfelder. 

1. Frühe emotionale Erfahrungen 

Menschen, die in ihrer Kindheit verlässliche Bindungen erlebt haben, entwickeln oft ein gesundes Selbstvertrauen.
Sabine hat vermutlich gelernt: „Ich bin in Ordnung, auch wenn ich Fehler mache.“
Thomas dagegen hat vielleicht verinnerlicht: „Ich bin nur etwas wert, wenn ich funktioniere.“
Diese unterschiedlichen Grundüberzeugungen prägen ihr heutiges Führungsverhalten. 

2. Umgang mit Gefühlen und Stress 

Sabine kann ihre Emotionen wahrnehmen und regulieren. Sie erlaubt sich, erschöpft zu sein, und findet gesunde Wege, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen – Sport, Austausch, Reflexion.
Thomas dagegen vermeidet unangenehme Gefühle. Er funktioniert, statt zu fühlen, und nutzt äußere Mittel, um innere Leere zu betäuben. 

3. Selbstreflexion und Bewusstheit 

Sabine reflektiert ihr Handeln und ihre Bedürfnisse regelmäßig. Sie fragt sich: „Was brauche ich gerade, um wieder in meine Balance zu kommen?“
Thomas vermeidet solche Fragen – weil sie Unsicherheit auslösen könnten.
So bleibt Sabine lernfähig und wach, während Thomas in alten Mustern steckenbleibt. 

4. Unternehmenskultur und Umfeld 

Auch das Umfeld spielt eine große Rolle.
In Kulturen, in denen Leistung und Dauerverfügbarkeit über allem stehen, fühlen sich Menschen wie Thomas bestätigt.
In Organisationen, die Selbstfürsorge und Achtsamkeit fördern, kann jemand wie Sabine gesund führen.
Eine reflektierte Unternehmenskultur schützt somit nicht nur die Führungskraft, sondern auch das gesamte Team. 

Was das für gesunde Führung bedeutet 

  • Integrierte, stabile Führungskräfte:
     
    • - Bleiben auch unter Druck authentisch und handlungsfähig.
 
  • - Erkennen ihre Grenzen und sorgen aktiv für Ausgleich.
 
  • - Schaffen Vertrauen und fördern psychische Sicherheit im Team.
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  • Innerlich zerrissene Führungskräfte:
     
    • - Reagieren sprunghaft und unausgeglichen, besonders bei Stress.
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    • - Greifen häufiger zu ungesunden Bewältigungsstrategien (z. B. Alkohol, Überarbeitung, Kontrolle).
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    • - Wirken nach außen stark, innerlich aber unsicher oder leer.
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Sucht als Symptom der inneren Zerrissenheit

 
Suchtverhalten ist in vielen Fällen kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck innerer Zerrissenheit.
Es ist ein Versuch, Spannung, Überforderung oder emotionale Leere kurzfristig zu dämpfen.
Doch langfristig entfernt sich die Person dadurch immer weiter von sich selbst – und verliert die Fähigkeit, echte emotionale Regulation zu erleben. Gerade Führungskräfte sind hier besonders gefährdet:
Sie stehen zwischen hohen Erwartungen, Selbstanspruch und Leistungsdruck – und finden oft wenig Raum, über Belastungen zu sprechen.
 

Fazit: Gesunde Führung beginnt mit Selbstführung

 
Sabine zeigt, wie gesunde Selbstführung aussehen kann: Sie spürt sich selbst, kennt ihre Grenzen und handelt stimmig.
Thomas dagegen steht für viele, die ihre innere Stabilität im Leistungsdruck verlieren.

Innere Stabilität, emotionale Achtsamkeit und Selbstreflexion sind keine „weichen Themen“ – sie sind die Basis wirksamer, nachhaltiger und gesunder Führung.

Wer sich selbst versteht, seine Bedürfnisse kennt und gesunde Wege der Selbstregulation findet, führt andere klarer, vertrauensvoller und erfolgreicher.

Denn:

Führung beginnt immer bei der eigenen Person.
 

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